In Zusammenarbeit mit dem Verein «Humanitäre Nothilfe Ukraine» fahren wir in diesen Tagen mit humanitären Hilfsgütern in den Osten. Das Ziel ist die südmoldawische Stadt Cahul, in welcher Flüchtlinge aus der südukrainischen Region eintreffen. In diesem Blogbeitrag können Sie die Fahrt unserer Chauffeure Claudio und Stefan mitverfolgen.
Erfahren Sie mehr über den Verein "Humanitäre Nothilfe Ukraine" und unterstützen Sie den Verein mit finanziellen Mitteln oder dringend benötigten Hilfsgüter (Liste einsehen). Der Verein arbeitet eng mit dem Amt für Bevölkerungsschutz des Kantons St. Gallen zusammen und verfügt über lokale Kontakte in der Ukraine, Polen und Moldawien. Dank diesem Beziehungsnetz kann sichergestellt werden, dass Ihre Hilfe direkt vor Ort eingesetzt wird.
www.hilfeukraine.org
Wochenende in Cahul
Wer aus der südlichen Ukraine fliehen will, kommt auf dem Landweg nur über Moldawien nach Rumänien. Zwar grenzt die Ukraine an Rumänien, doch fehlt es an Brücken über die Donau. Wie sich zeigt, ist das arme Moldawien für viele Flüchtlinge meist nur ein Transitland. Insbesondere wer über ein Fahrzeug verfügt, wählt den Weg direkt weiter nach Rumänien und damit in die Europäische Union. Wer hier im Studentenwohnheim beherbergt wird, ist meist zu Fuss oder mit einer Mitfahrtgelegenheit nach Moldawien gekommen. Claudio und Stefan haben verschiedene Frauen mit Kindern besucht. Diese leben in kleinen Zimmern bis zu vier Betten und verbringen den Tag im eigenen Zimmer oder in einem der kleinen Aufenthaltsräumen. Der Krieg und die Trennung von den Vätern fällt den Kinder schwer und traumatisieren sie oft. Das wurde unseren beiden Fahrern umso mehr bewusst, als ein junger Bub an Claudio hochgesprungen ist und zu ihm «Papa» gesagt hat. Die Mütter zeigen sich tapfer und erzählen den Kindern, welch ein Held ihre Väter seien, während sie für ihr Land einstehen. Wenn die Kinder schlafen, sagte eine der Betreuerinnen, können auch die Frauen ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Trennung von ihren Männern, schlechte Nachrichten und die Ungewissheit, wie es weitergehen soll, macht auch ihnen zu schaffen. Die Frauen müssen sich entscheiden, ob sie weiter in die Europäische Union ziehen, um ein möglichst gutes Leben während dem Krieg zu haben oder ohne Perspektiven in Moldawien bleiben, wo sie etwas näher an der Heimat sind. Dass Moldawien letztendlich in erster Linie ein Durchgangsland bleibt, zeigt die Tatsache, dass alleine am Samstag 20 von 200 Personen, welche der Verein in Cahul betreut, weitergereist sind.
Einen humanitären Hilfstransport in ein fernes Land wollten die beiden Fahrer bereits seit längerer Zeit auf privater Basis in der Freizeit und ohne Firmenlastwagen realisieren. Als der Betriebsleiter der BZ Herzogenbuchsee von ihrem Vorhaben Kenntnis nahm, erhielt TRAVECO weitere Anfragen von Behörden und ASTAG. Nach dem positiven Entscheid der Geschäftsleitung konnte dieses humanitäre Vorhaben mit den TRAVECO eigenen Lastwagen realisiert werden. Nach wie vor stellen Claudio und Stefan ihre Zeit für diesen Einsatz als humanitären Beitrag zur Verfügung. Die Kontakte der Stadt Cahul waren für die Hilfe überaus dankbar.
18. März 2022 - Tag 4
Auch das heutige Teilstück führte ausschliesslich über Hauptstrassen durch verschiedene Landschaften und Dörfern, in welchen oft die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer beschildert ist. Während Claudio und Stefan die Geschwindigkeit einhielten, wurden sie oft von anderen Verkehrsteilnehmern überholt. Da in Rumänien grössere Ortschaften für den Schwerverkehr gesperrt sind (Transit), musste auch bei der kleinen Stadt Roman eine Umfahrung gewählt werden. Die offizielle Umleitung erfolgte über eine teilweise vollständig defekte Nebenstrasse, auf deren Strasse aufgrund der Schlaglöcher und der zahlreichen Steine immer wieder im Schritttempo gefahren werden musste. Die weitere Fahrt führte über Vaslui zum Grenzübergang von Oancea, wo bereits ein Mitarbeiter des örtlichen Hilfswerk auf unserer Fahrer wartete.
Mittlerweile befinden sich Claudio und Stefan am Bestimmungsort und entladen mithilfe von örtlichen Mitarbeitenden des Hilfswerks die humanitären Hilfsgüter. Nach der langen und teils anspruchsvollen Fahrt der letzten Tage freuen sich unsere Fahrer auf die Gastfreundschaft der moldawischen Helfern. Claudio und Stefan werden das Wochenende in der Region verbringen und dabei Einblick ins Hilfswerk vor Ort erhalten.
17. März 2022 - Tag 3
Gegen 10 Uhr am Vormittag hatten unsere Fahrer den Grenzübergang bei Satu Mare erreicht. Da Rumänien noch nicht vollwertiges Schengen-Mitglied ist, galt es für Claudio und Stefan den Pass vorzuweisen. Der weitere Streckenverlauf erwies sich als äusserst abwechslungsreich. Die zu Beginn flache Gegend mit vielen Landwirtschaftsflächen ging auf der Fahrt in Richtung Dej in eine bewaldete Hügellandschaft über. Der Höhepunkt der heutigen Strecke war ein rund 1200 Meter über Meer gelegener Pass mit dem Schloss von Dracula. Doch in Erinnerung werden Claudio und Stefan auch die zahlreichen Bahnübergänge mit Stop-Schildern und die zum rumänischen Verkehr gehörenden Pferdewagen bleiben.
16. März 2022 - Tag 2
Etwas später am Vormittag haben sich Claudio und Stefan eine frische Dusche und ein währschaftes Frühstück gegönnt. Bei einem telefonischen Austausch mit unseren beiden Fahrern teilten sie mit, dass es ihnen blendend geht und sie sich sehr auf die weitere Reise freuen. Am Mittag haben Claudio und Stefan Wien passiert und fuhren weiter zur nächsten Staatsgrenze.
Auch in Ungarn konnten unsere Fahrer auf gut ausgebauten Autobahnen fahren, welche oft auf drei Spuren ausgebaut waren. Mitte Nachmittag erreichten Claudio und Stefan Budapest. Gerne hätten sie ein Foto von ihren Lastwagen vor dem Regierungsgebäude gemacht. Doch auch noch so breite Strassen sind im Zentrum von Budapest mit einer 12-Tonnen-Beschränkung versehen.
Am Abend haben Claudio und Stefan eine Grussbotschaft aufgenommen und sich in einem typisch ungarischen Restaurant verköstigt, selbstverständlich mit ungarischem Gulasch.
15. März 2022 - Tag 1
Die geladenen Hilfsgüter
Aufgrund des direkten Kontaktes ins Krisengebiet ist es dem Verein möglich, genau die Ware ins Krisengebiet zu senden, welche vor Ort benötigt werden. Insgesamt transportieren wir Hilfsgüter im Umfang von zwei komplett beladenen Schubbodenaufliegern. Dazu gehören insbesondere gut haltbare Lebensmittel, Windeln und weitere Hygieneartikel, Verbandsmaterial, Schlafsäcke, Matten und Wolldecken, Bettwäsche sowie ausgewählte Kleider für Kinder und Frauen.
Das Ziel unseres Hilfstransports
TRAVECO war es wichtig, mit einer Organisation zusammenzuarbeiten, welche über die entsprechenden Kontakte verfügt. Die Gründungsmitglieder des Vereins «Humanitäre Nothilfe Ukraine» verfügen seit Jahren über gute Kontakte in Polen, Ungarn und Moldawien. Damit können wir sicherstellen, dass die von uns transportierten Güter direkt der betroffenen Bevölkerung zugutekommt.
Wir wurden gebeten, den Transport nach Moldawien zu übernehmen, welches eines der ärmsten Länder Europas ist. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind bereits mehr als 100'000 Flüchtlinge in die Republik Moldawien geflüchtet. Gemessen an der Bevölkerung ist Moldawien mit grossem Abstand dasjenige Land, welches in den letzten Wochen am meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Gleichzeitig erhält es von der internationalen Gemeinschaft weniger Aufmerksamkeit, als beispielsweise Polen, welches bereits über eine Million Flüchtlinge aufgenommen hat.
Unsere Fahrzeuge fahren vom Kanton St. Gallen in die südmoldawische Stadt Cahul, welche knapp 30 Kilometer von der ukrainischen Grenze und dem Oblast Odessa entfernt liegt. Claudio und Stefan werden eine Strecke von rund 1'850 Kilometer über Deutschland, Österreich und Rumänien zurücklegen.